Archiv | 17. September 2012

Stilblüten

Einen hab ich noch.

Woran erkennt man, dass in unserem Wirtschaftsleben etwas grundsätzlich schief läuft?
Wenn einem in der Besprechung unglaublich absurde Begriffe um die Ohren gehauen werden, wie neulich:

„schiffszentriertes Schiffsmanagement“

Das wird dann – mehr oder minder geschickt – als Innovation und Basis für die zukünftige Entwicklung der Firma, wenn nicht der gesamten Branche (!), dargestellt.

Ähhh, jaaaaa. Früher drehte sich das Schiffsmanagement vermutlich um Flugzeuge. Ist klar.
Gut, dass zukünftig das Schiff im Mittelpunkt unseres Schiffsmanagements steht.

Frage hierzu:
Wie lang mögen die Schöpfer des Wortes wohl gegackert haben, bevor sie DIESES TRAUMWORT zu Stande brachten? (wie sinnvoll das Konzept, dass mir etwas tief schürfender angelegt zu sein scheint, als der Name es vermuten lässt, an sich ist, vermag ich nicht zu beurteilen..)

Putzig jedenfalls, dass solche neuen Begriffe in einer Phase geschaffen werden, in denen die Reeder wirklich dumm aus der Wäsche gucken, weil sie sich – weltweit und branchenübergreifend – komplett verspekuliert haben. Aus reiner Profitgier. Mit Ansage!

(Die Ironie ist ja, dass sie aus der Sache nichts lernen. Wie die meisten anderen ja auch.)

Garten 2012 #19

Obgleich der Sommer sich spürbar dem Ende zuneigt, hatten wir das letzte Wochenende noch einmal so richtig viel Glück mit dem Wetter. So konnten wir einige Teilprojekte komplettieren. Die Terrasse hat ihre zweite Ölung bekommen, der Sandkasten ist weitestgehend fertig und auch schon eingeweiht, die Buchsbaumhecke ist gestutzt und die Reserve-Buchsbäume sind gepflanzt. Bei letzteren fehlt noch eine Schicht Erde, die wir aber nächstes Wochenende aufbringen. Der Rasen ist gemäht, einige Zwiebeln gesteckt und der neu geschaffene Hügel seiner vorläufigen Bestimmung übergeben. Wir nennen uns nun ehrfürchtig selbst „Terraformer“.

Nach dem Klick wieder die zugehörige Bildersammlung, für den Ersteindruck.
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Aber sonst geht’s gut..?

Meine neue Kollegin Maria stellt sich als mein neuer Geschichtenhort heraus. Leider im eher unangenehmen Spektrum. Kommt halt vor.

Gut, heute die neuste Schote.

Kleine Erklärung vorab:
In der Frachtschifffahrt gibt es mehrere Ebenen.
Da ist zum einen der Eigner der Schiffe. Dabei handelt es sich in der Regel um geschlossene Fonds mit mehreren Hundert Anteilseignern, denn der Bau eines Frachters kann schonmal locker in die 10 bis 20 Millionen gehen.
Der Reeder kümmert sich um den technischen und personellen Zustand der Schiffe. Der Reeder kann Eigner oder zumindest Anteilseigner des Schiffes sein, dies ist jedoch nicht zwingend nötig.
Der Charterer wiederum ist derjenige, der das Schiff zeitweilig gechartert, will heißen gemietet, hat und versucht, den freien Frachtraum möglichst teuer an Spediteure zu verkaufen. Ist genug Frachtraum vermietet, bekommt das Schiff einen „Call“ – d.h. es wird zum Hafen gerufen, wo die ganze Fracht eingeladen wird und fährt dann zum Zielhafen. Obendrein gibt es noch die Linienreederei, bei der eine gewisse Anzahl von Schiffen eine bekannte Anzahl an Häfen regelmäßig zu fixen Zeiten ansteuert und mitnimmt, was halt da ist. Ist wenig da, geht wenig mit, ist viel da, kommt viel mit. Neulich brachte jemand den Vergleich mit einer Buslinie, ich finde, das passt gut.
Die Verteilung des Frachtraums an die Speditionen übernehmen freundlicherweise diverse Agenturen überall in der Welt. Dazu kann euch der Daniel mehr erzählen, wenn ihr ihn liep fragt und er überhaupt Lust hat, das zu tun.
Wir kommen statt dessen zurück zur Charter:
Bei einer sogenannten Bareboat-Charter wird das nackte Schiff vermietet und der Charterer muss sehen wo er bleibt. Oftmals wird jedoch der Vertragsreeder im Chartervertrag festgeschrieben, damit der Charterer den Pott nicht zu Altmetall macht, weil er ihn einem Idioten überlässt ;-). Bei der Time-Charter hingegen mietet der Charterer das Schiff samt Crew und technischem Management für den festgelegten Zeitraum.
TM – oder technische Manager – sind in unserer Firma Schiffe, die von uns initiiert, als Fond aufgelegt und gebaut wurden und als Bareboatgesellschaft verchartert werden.

Die Eignergesellschaften dieser Schiffe sitzen hübsch verteilt über den Globus – in Hamburg (also direkt bei uns im Haus), in Singapur, auf Zypern, auf der Isle-of-Man. Die Verteilung erfolgt auf Basis von Gesichtspunkten, die sich mir nicht vollständig erschließen. Zur Überraschung aller, die bis hierhin mitgekommen sind, wurde meine Firma als Vertragsreeder festgelegt, womit meine Aufgabe als Buchhalter – zumindest bei einigen dieser Schiffe – darin besteht, den Rechnungskuddelmuddel zu erledigen und dem Eigner am Ende eine hübsche Aufstellung der entstandenen Kosten zu geben. Natürlich nicht allein, da mischt dann auch noch mein Lieblingscontroller mit. Der hat den Kram nämlich geplant und die Erfahrung lehrt: Egal, was passiert und auch wenn es praktisch unmöglich ist, der Plan hat Recht.

So, genug Schifffahrt für einen Abend. War noch was? Ahja, der Dialog des Tages.

Sie: „Du sag mal, wo sind denn die Unterlagen der Vorquartale von den TMs?“
Ich: „Äh.. aso meine sind weg!“
Sie: „*fragezeichenblick* Wie weg? Die können doch nicht weg sein? Das geht doch nicht!“
Ich: „Also die sind nicht wirklich weg. Die sind auf der Isle-of-Man. Also meine. Die werden ja an den Owner geschickt.“
Sie: „*zickenalarmdeluxe-sound* Das interessiert mich aber nicht! Ich will wissen, wie das bei meinen Schiffen ist!“
Ich: „Ähh… ich, glaub, es hakt aus?! auch beim Owner. Das ist normal für TMs..“
Sie: „Woher soll ich das denn wissen? Ich habe noch nie vorher etwas mit TMs zu tun gehabt?!“
Ich: Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?! Ja, ich auch nicht?! Frag doch einfach mal denjenigen, der deine Übergabe gemacht hat.“
Sie: „*hmpf*“
Ich: LMAA – und frag mich besser nie wieder was! Ziege.…“

Ich habe den unbestimmten Verdacht, dass das wirklich nichts mehr wird mit uns beiden. Nicht in dem Ton und wenn das noch einmal passiert, dass sie mich aus dem Nicht so dermaßen anschnauzt, definitiv auch nicht in diesem Leben. Aber vielleicht denkt sie ja das gleiche und fragt mich wirklich nichts mehr. Schweigend ist sie ganz aushaltbar (wobei mich immer noch die ständigen Raucherpausen nerven, weil sie dazu immer an mir vorbei muss und mich auf die Art aus der Konzentration reißt.. aber sei’s drum.)