ich hab mir das mal durch den Kopf gehen lassen, so ganz gemächlich. Ich bin ja im Moment nicht so schnell.
Also zum Ersten: Ich finde den Begriff „Herdprämie“ unglaublich herablassend. Erziehung ist eine Uraufgabe der Gesellschaft und die Erziehenden sollten dafür geachtet werden, genauso wie man den Bäcker achtet, dass er Brötchen backt, den Steuerberater, weil er Steuererklärungen macht oder den Müllmann, weil er den Müll abholt. Es ist sehr schade, dass es eben nicht so ist, dass sich Mutti rechtfertigen muss, weil sie ihren 3jährigen „so lange“ zu Hause betreut hat. Überhaupt hat niemand das Recht, eine Lebensform zu verurteilen, nur weil sie vermeintlich altbacken, unmodern und frauenfeindlich ist und in der eigenen Gedankenwelt keinen Platz hat. Ich dachte auch eigentlich, dass wir darüber – also gesamtgesellschaftlich, einzelne Irre gibt es ja immer – längst hinweg wären.
Ich kann daher nicht verstehen, wieso die vermeintlich gehobene Presse mit diesem Schimpfwort hantiert.
Ok, soweit zur Terminologie.
Darüber hinaus finde ich das Projekt als nicht zielführend. 100 oder 150 Euro im Monat helfen niemandem ernstlich weiter, der ein Kind erziehen will. Wie heißt es so schön? Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Auch denke ich nicht, dass es in irgendeiner Weise notwendig ist, eine subventionierte Lebensform (KiTa) durch eine andere (Mutti zu Haus) zu ersetzen.
Wer sich dafür entscheidet, seine Kleinkinder selbst zu erziehen, schafft das in der Regel auch ohne gesonderte Unterstützung von Papa Staat. (Ausnahmen bestätigen eben diese) Wer Unterstützung von Papa Staat dafür benötigt, wird mit 150 Eiern nicht hinkommen. Wir leben nicht mehr in den 1960ern sondern wir leben im 21. Jahrhundert!
Es ist also gehüpft wie gesprungen, es fördert nichts und es verhindert nichts, sondern das Betreuungsgeld ist schlicht rausgeworfenes Geld. (wobei ich die zwei Scheine gern nehmen würde, aber Hand aufs Herz – ich brauch’s nicht.. )Aber vermutlich kann man damit super von den eigentlichen politischen Problemen und notwendigen Reformen ablenken und das Parlament sich eine Weile selbst beschäftigen.
Ich fürchte auch – nein, ich bin sicher – dass dieser finanzielle Nieselschauer nicht ernsthaft zur Erhöhung der Reproduktionsrate beiträgt. Dann könnte man auch schlicht das Kindergeld erhöhen und parallel die Subventionierung der KiTa-Gebühr herunterschrauben, evtl. auch ein Schulgeld einführen, what ever. Das hätte einen ähnlichen Effekt (Nämlich keinen.) Wäre aber nicht werbewirksam, da alle nur auf der Erhöhung der Kosten rumtrampeln würden (und da die Kitagebühren Ländersache sind, das Betreuungsgeld aber offenbar vom Bund kommt, gäbe es vermutlich auch ein Zuständigkeitsproblem). So ist er eben, der Wutbürger.
Aber was das Betreuungsgeld bringt, ist natürlich, dass dieser unsägliche Sozialneid gepaart mit Vorurteilen der speziellen Art („Waah! der kriegt was, was ich nicht habe, nun will ich aber auch mehr Rente!“ *wtf???!* – „Uah! Jetzt werden diese Assozialen/Hartzies – ok, die nimmer, wird ja verrechnet, ne *hierkollektivenAufschreifürHartzIVEmpfängereinfügen* – noch subventioniert! Dafür, dass die nur zu Hause sind und ihre Kinder vorm Fernseher parken“ *hust* – „Woah, dann werden DIE Migranten sich noch weniger integrieren!“ *sicher^^*) weiter genährt wird.
Danke dafür.
Ich hoffe fest, dass mein Kind klug genug wird, um diese ganze Schaumschlägerei von Politik und Presse zu durchschauen und sich nicht von Rattenfängern verführen zu lassen..