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Kleingeister in der großen Stadt.

Heute war Verabschiedung.
Die Kollegin geht in Rente.
Kein Ding. Dachte ich.

Ja, es gab Verstimmungen in der Vergangenheit. Vorfälle die ich nicht als wesentlich oder schwerwiegend empfunden habe. Andere wohl schon. Keine Ahnung, wer da Recht und wer Unrecht hatte und es ist mir auch egal. Ich war nicht beteilig und hatte keine Lust, mich in irgendwelche Animositäten hineinziehen zu lassen, sondern mehr als genug eigene Probleme.

Ich habe allerdings auch eine eigene Meinung.
Diese besagt, dass es zum guten Miteinander gehört, dass man keinen AbreißKalender führt darüber, wann eine Kollegin uns verlässt. So etwas ist einzig die Aufgabe des scheidenden Kollegen, der sich natürlich auch ein wenig auf seinen Ruhestand freuen darf.
Sie besagt weiterhin, dass man natürlich aufsteht und seinen Hintern um den Schreibtisch bewegt um sich zu verabschieden, wenn diese Kollegin offenkundig ihre Sacken packt und aufbrechen will.
Nein, es ist nicht Aufgabe des Gehenden, jeden Einzelnen am Tisch um gute Wünsche fürs weitere Leben zu bitten!
Und ganz ehrlich, wer sich über Wochen und Monate so offensichtlich auf den Tag freut, an dem die Kollegin endlich abhaut, der braucht sich nicht wundern, wenn diejenige die am Stuhl festklebenden Gänse einfach stehen (sitzen!) lässt.

Weiteratmen, einfach weiteratmen.
Debiles Grinsen auflegen.
Winken.

Schön.

Oh myyy…

Dinge entwickeln gelegentlich eine erstaunliche Eigendynamik.

Da haben sich also in der Silvesternacht Männer in Gruppen verabredet um gemeinschaftlich, Mädels zu begrapschen und zu bestehlen. Ob die Vergewaltigung, die nicht hinten über fallen soll aber die in unser ganzen Hysterie um „Köln“ irgendwie untergeht, Teil dieser „gemeinschaftlichen Aktion“ war oder eher eine unabhängig begangene Tat eines einzelnen ist, weiß ich nicht.

Soweit so scheisse.

Ich bin allerdings angetan ob der genauen Bestimmung der Heimatländer der Männer.
Aus dem Maghreb stammend, nordafrikanisch.
Die haben also, während sie die Frauen belästigten, bedrängten und sie beklauten, noch erwähnt, wo sie herkommen? Wahnsinn, was für intensive Gespräche man in solchen Bedrohungsszenarien führt. Gruppen von Männern, die mich gegen meinen erklärten Willen anfassen und sich mir gleichzeitig vorstellen? Hä?
Aber seis drum, ich habe in meiner rassistischen Schublade tatsächlich ein Bild dieser Leute gefunden. Grundaussage: Mittelbraune Haut, dunkle Augen und Haare. Typisches Gesicht.
Dumm nur: Diese Definition lässt sich im Zweifel auch auf Libanesen, Türken, Iraner, Saudis, Araber im Allgemeinen anwenden. Die wenigsten von uns werden doch einen Marokkaner von einem Palästinenser oder einem jungen Iraner unterscheiden können. In der beängstigenden Stresssituation während eines sexuellen Übergriffs. Wenn Betreffender nicht gerade spricht und ich die Sprache identifizieren kann oder Betreffender seine Herkunft auf die Stirn tätowiert hat.

Muslimisch.
Okay? Woran erkenne ich eigentlich einen muslimischen Mann, wenn er nicht gerade in einer Moschee betet? Mittelbraune Haut, dunkle Augen und Haare? Spricht Arabisch oder ähnlich klingende Sprachen? Palästinensertuch aufm Kopf? Hat nen Rucksack dabei, stammelt – vor sich ins Nichts starrend – Suren aus dem Koran und ruft dann laut „allahu akbar“ bevor er sich in die Luft sprengt? Okay, letzterer wird es wohl nicht sein, denn der ist ja so „streng gläubig“, dass er einer Frau noch nicht mal in die Augen schauen wird, geschweige denn, sie begrapschen!

Sind dann Christen neuerdings auch alle blond, hellhäutig und haben blaue Augen? So als Abgrenzung zu den Muslimen.
Nun, wenn afrikanische, südamerikanische, asiatische Gläubige demnächst per definition aus dem Christentum gestrichen werden, bekommt „frohe Botschaft“ für sie sicher auch eine ganz neue Bedeutung. Was wohl der Papst dazu sagt, wenn ihm das Gros seiner Herde plötzlich abhanden kommt?

Ich persönlich habe dunkle Augen, dunkle Haare und im Sommer hellbraune Haut, sollte also eher Muslima sein. Meine winterlich-mitteleuropäische Haut ist aktuell ein kleines Problem, aber durch mehr Sonnenexposition – z.B. zwei Wochen am Strand der Costa Brava – ließe sich das auch auf einen Farbton nahe mittelbraun verbessern bzw. ich sollte gleich Nikab tragen. Ist einfach, man sieht meine blasse Hautfarbe nicht und es wirkt „authentischer“. Vielleicht wechsle ich auch meinen Glauben je nach Jahreszeit – im Sommer bin ich Muslima, im Winter Christin? Interessante Idee.

Und wie ist das eigentlich mit asiatischen Menschen, sind das alles Hindus („indisch“ aussehend) und Atheisten („Chinesen“)? Oder haben die möglicherweise auch verschiedene Glauben? Also abgesehen davon, das der Hinduismus keine homogene Religion ist wie das Christentum oder der Islam? Wir wollen uns ja nicht in DEtails verlieren.
Nun, in Indonesien haben sich ja gerade einige Menschen im Namen Allahs in die Luft gesprengt. Unabhängig von den Grausamkeiten, für die Allah bei Terroristen allerorten so herhalten muss, werden das wohl vor allem Indonesier gewesen sein (denn es ist doch unwahrscheinlich, dass IS Kämpfer aus Syrien und Irak abgezogen hat, um sich in einem Einkaufszentrum zu sprengen..), die wie Indonesier ausgesehen haben. 88% aller Indonesier sind Muslime. Ich habe mal die Bildersuche bei einer großen Suchmaschine angeworfen und geschaut, wie der gemeine Indonesier so aussieht.. aber verdammt! Die sehen so gar nicht typisch „muslimisch“ aus, eher „indisch“ – mein schönes konstruiertes Weltbild!

Nun zur Eigendynamik.
Es ist schlimm genug, dass sich unsere Medienvertreter wie die Geier auf die Vorgänge der Silvesternacht stürzen. Wenn mir jeden Tag eine noch höhere Zahl an Anzeigen bei der Kölner Polizei um die Ohren geworfen werden. Es sind hohe Zahlen, sicher. Nur, welchen Informationsgehalt hat die Aussage, dass es nun 400 oder 500 oder 573,258 Anzeigen seien? Wie soll ich, als Fernsehzuschauer, Zeitungsleser und Internetkonsument diese Zahl werten? Weiß ich, wieviele Übergriffe in so einer Silvesternacht „normal“ sind und wieviele Anzeigen? Weiß ich sicher, dass sich in den Vorjahren alle Betroffenen gemeldet haben (Bekann ist doch: Sexuelle Gewalt ist ein schwieriges Thema und die Scham, zu Polizei zu gehen und dort noch einmal wiedergeben zu müssen, was vorgefallen ist, hält viele Frauen ab..)? Was trägt die tägliche Dokumentation der neu eingegangenen Anzeigen in den Nachrichten zur Problemdefinition bei? Dass es viele sehr viele zu viele waren, war doch bereits am 4. und 5. Januar klar. Machen wir es mit unserem Informationswahn der Polizei nicht schwerer, die eingegangen Anzeigen zu sortieren, zu gewichten und hoffentlich aufzuklären? Setzen wir die Ordnungsorgange nicht unter den Druck, schnell Ergebnisse und Verdächtige zu präsentieren, einfache Lösungen zu suchen und dabei möglicherweise wichtige Dinge zu übersehen? Es geht doch schon los… 500+ Anzeigen, erste Verdächtige festgenommen (und nach zwei Stunden Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt?), es fehlt noch der Boulevard mit dem Bild des „nordafrikanischen, muslimischen“ Mannes. Ich habe große Hoffnungen auf diesen Titel bei BILD: „Das sind die Kölner Sexmonster“.
Sie ist wieder da – die Angst vor Überfremdung. „Wir“ gegen „die anderen“. „Wir“, das sind die „Deutschgeborenen“, die wir ein einheitliches Wertesystem teilen (Tun wir das wirklich?) „Die anderen“, dass sind „die Muslime“, „die Flüchtlinge“, eben all die, die so aussehen wie die Täter der Kölner Silvesternacht. Daher gehen die Rechten wieder vermehrt auf die Straße, und beginnen, wahrscheinlich auf Basis eigener Erhebungen, Polizisten und Journalisten anzugreifen und in Gruppen Ausländer zu verprügeln.

Die Kölner Übergriffe werden auch international durchaus beachtet, ebenso unsere unmittelbaren Reaktionen:
BBC berichtet
NYT
CNN (Ich verspüre eine starke Abneigung gegen das im Artikel verwendete Wort „deportation“. Ist vermutlich historisch bedingt. Geht das nur mir so?)
Auch spannend: CSMonitor
Nochmal CNN.

Ich finde ja, die englischsprachigen Medien haben einen interessanten Blick von außen auf die Dinge und eine Unaufgeregtheit, von der sich unsere Nachrichten – Von Bild bis Spiegel, von Süddeutscher Zeitung bis Zeit, Von RTL bis ARD – eine Scheibe abschneiden könnten. Auch was die Frage des Umgangs mit den zahlreichen Flüchtlingen angeht, sehen die englischen Medien die Angelegenheit wesentlich differenzierter (und kritischer).
Bei den deutschen Medien denke ich mir derweil nur noch: Soviel Gegacker und kein Ei!

Haltet den Dieb!

Heute wurde ich im Lidl Zeuge eines versuchten Ladendiebstahls:

Ich stand wartend an der Kasse, vor mir noch zwei andere Leute, hinter mir wesentlich mehr. Die anderen Kassen waren auch rappelvoll, wie immer. Ich guckte einige Löcher in die Luft, als plötzlich die Kassiererin meiner Kasse hektisch aufsprang und dem Sicherheitsmann mit großen Gesten bedeutete, dass die Dame, die mit dem Rücken zu unser Kasse stand und gerade an der Nachbarkasse einen Einkauf zahlte, sich die Jackentaschen mit Ware vollgestopft habe. Hatte sie tatsächlich, denn ich konnte ebenfalls zumindest einige Lidl-Schokoriegel erkennen.
Der Sicherheitsmensch wartete noch, bis der Bezahlvorgang abgeschlossen war, griff dann direkt den Bon und bat besagte Dame in einen Nebenraum. Dort musste sie dann wohl ihre Taschen leeren. Irgendwann winkte er von der Tür aus noch einmal durch den Raum und meine Kassiererin freute sich „Helga, 30 Euro!“.

Merke: Lidl-Angestellte bekommen ganz offenkundig eine Fangprämie für Ladendiebe.

Zu trübe

Ich finde meine Kriiichsberichterstattung zu trübe. Arbeit macht auch Spaß.

Heute so:

Maria: (irgendetwas hatte mal wieder nicht geklappt/wurde nicht erklärt o.ä.) „… und wenn man sich dann aufrege, dann sagen alle gleich wieder, ich sei eine Zicke!“
Ich:Loriot: Ach was? Wer sagt das denn?“
Maria: „Na alle! Die denken alle, dass ich voll die Zicke bin (Anm.v.Knoetchen: Das ist nicht meine Grammatik!)!“
Ich: Neeeein, wirklich?! Wieso sollten die das denken?“
Maria: „Na weil ich denen voll auf die Nerven gehe und so. Dabei muss ich das doch wissen!“
Ich: „Da müssen die durch. Du bist eben so wie du bist und damit müssen die anderen auch leben. Das wird schon. *Agathepaua!*“

Danach habe ich mich schmunzelnd hinter meine Monitore verdrückt.

Ich mein‘, was soll man sagen? „Joa, du bist halt ne Zicke. Ist mir auch schon aufgefallen!“? Eher nicht. Die Frau ist sowieso hypernervös und beruflich wenig selbstbewusst, was sie durch ihr Gezicke wohl ausdrückt und zu verstecken versucht. Mit mäßigem Erfolg. Ich bin – persönlich – ja fest überzeugt, dass sie noch nicht angekommen ist und das es vielleicht auch nicht der richtige Arbeitsplatz für sie ist. Sie braucht mehr Struktur und regelmäßig wiederkehrende Aufgaben im Arbeitsalltag als das bei uns der Fall ist. Selbstorganisation am Arbeitsplatz ist, so scheint es, nicht unbedingt ihr Ding.
Vielleicht sollte sie Post verteilen *lol*. Nee, Spaß beiseite.
So wie es jetzt ist, sieht sie auf jeden Fall sehr unzufrieden aus.

Latente Minderwertigkeitskomplexe

Ich habe jetzt wieder Kollegen. Endlich mal ein anderes Thema.

Also, wir sitzen im Büro in „Tischgruppen“ zusammen. Immer vier Leute. In meiner Tischgruppe sitzen neben mir noch meine Kollegin Maria, dann Henna und Alex. Alex und Henna sind die Assis der Abteilung, unterstützen alles und jeden, überwachen die Klassenkasse (großer Tresor, in dem regelmäßig einige Tausend Euro lagern sowie – viel wichtiger – die Schiffszertifikate; wer die hat, dem gehören die Kutter) und sind auch sonst für alles Organisatorische zuständig. Maria hat im Prinzip den gleich Job wie ich. Sie ist Buchhalterin. Und nebenher Muddi eines 2,5jährigen Jungen. Was uns unterscheidet ist, dass sie Vollzeit arbeitet und ich nur 30 Stunden.

Maria ist ein bißchen merkwürdig. Ich kann es nicht begründen kann, denn sie ist – an und für sich – freundlich, aufgeschlossen, wissbegierig. Also nett. Aber sie hat etwas an sich, das ist komisch. Ich kann mit ihr überhaupt nichts anfangen. Vielleicht legt sich das noch, wir sind ja beide „neu“, man muss sich ja immer erst einmal einarbeiten. Ma nweiß es nicht.
Auf jeden Fall ist es so, dass Maria anscheinend latent einige mittelgroße Minderwertigkeitskomlexe mit sich herumträgt. Zwei davon habe ich bereits gefunden.
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Taufe.

In meinem Spielplatz-und-überhaupt-Mutti-Bekanntenkreis gibt es eine merkwürdige Entwicklung, die ich nicht ganz verstehe. Die lassen alle ihre Kinder taufen. Obwohl sie mit der Kirche an und für sich nichts am Hut haben.
Das verstehe ich nicht. Es heißt dann immer, man wolle den Kindern „nicht die Möglichkeit nehmen, später (selbst) zu entscheiden.“

Ist es nicht im Gegenteil so, dass ich, wenn die Taufe im Säuglings- oder Kleinkindalter durchgeführt wird, dem Kind die Wahlmöglichkeit nehme?
Ist es nicht besser- oder zumindest sinnvoller bezogen auf die eigene Entscheidung des Kindes – wenn die Taufe erst im Jugendalter im Rahmen des Konfirmandenunterricht bzw. als Erwachsenentaufe durchgeführt wird?

Es geht mir dabei weniger um die christlichen Familien, in denen der Glaube jeden Tag gelebt wird. Es geht um die, die selbst ungetauft sind oder die Kirche verlassen haben. Letzteres tut man ja auch aus Überzeugung und nicht wegen der bösen Kirchensteuer. Hoffentlich.

Deutsche Wertarbeit..#2

Von: Service Retoure
Betreff: AW: Eichhorn – Schaukelpferd
Datum: 31. Juli 2012 07:13:15 MESZ
An: Knoetchen

Sehr geehrte Frau Knoetchen,

vielen Dank für Ihr Schreiben an SIMBA TOYS. Wir bedauern sehr, dass Sie mit unserem Produkt nicht zufrieden gewesen sind. Dies tut uns sehr leid.
Wir sind als Spielwarenhersteller sehr daran interessiert unsere Produkte ständig zu verbessern. Deshalb haben wir Ihre Beanstandung umgehend an unsere Fertigungsstätte weitergeleitet um die genannten Mängel zu untersuchen und auch abzustellen.

Gerne senden wir Ihnen als Danke für den Hinweis, eine Überraschung aus unserem Spielzeug Sortiment zu. Jedoch benötigen wir hierfür noch Ihre Adresse und das Alter Ihres Kindes.

Wir hoffen, Sie auch weiterhin zu den zufriedenen Kunden von SIMBA TOYS, Eichhorn & Co. zählen zu dürfen und verbleiben

mit freundlichen Grüßen
Simba Toys

Man könnte ja jetzt einiges auf diese Email sagen.. .aber ich belasse es dabei, mich über das „wir sind interessiert, unsere Produkte ständig zu verbessern“ zu belustigen. Im Ernst, wenn diese Produkte ständig verbessert werden, dann möchte ich nicht wissen, wie die Schaukelpferde vor einigen Jahren aussahen. Vermutlich viereckig und ohne Schaukelfunktion, beim ersten Blickkontakt zusammenbrechend? *weglach*

Und ich weiß übrigens auch schon, was passieren wird: In China werden ungefähr drei Arbeiter und ein Qualitäter ihren Job verlieren. Problem gelöst! War bei dem Kugellagerhersteller, den ich drei Jahre lang als Buchhaltungstante/Qualitäterin beehrt habe, ja auch nicht anders…
Lang lebe die Globalisierung!

Ob die eine eigene Abteilung haben, die solche Emails im Textbaustein-Verfahren aufsetzt?

Deutsche Wertarbeit..

es ist nicht leicht, mich wirklich zu verärgern. Simba Toys, beziehungsweise die Tochterfirma (?) Eichhorn hat es heute geschafft.

Von: Knoetchen
An: info@simbatoys.de
Betreff: Eichhorn – Schaukelpferd

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor Kurzem habe ich ein Holzschaukelpferd Ihrer Firma erworben, in dem Glauben, dass Sie sich den Werbeslogan Ihrer Webseite „Eichhorn garantiert aus Tradition eine Top-Qualität“ verpflichtet fühlten und entsprechend hochwertige Produkte produzierten.

Offenbar habe ich mich getäuscht. Tatsächlich wurde mir ein äußerst minderwertiges Produkt geliefert, dass bereits auf den ersten Blick bei der Montage zahlreiche Mängel aufwies:

– Eine der beiden Holzkufen ist mit mehreren tiefen Hobelschlägen versehen, die selbst dem Laien sofort ins Auge springen.
– Die Zapfenverbindungen an den Kufen sind desaströs. Während die Langlöcher erwartungsgemäß Rundungen haben, ist dies bei den Zapfen nicht der Fall, es sind schlichte Rechtecke. Zwangsläufig ist eine ordentliche Holzverbindung nicht möglich, es wackelt alles hin und her.
– Die Schraubenqualität ist unterirdisch. Ich habe selbst bei billigster Baumarktqualität noch keine derartig weiche Schraube in den Händen gehalten.
– Die Bohrlöcher sind so ungenau gebohrt, dass die Schrauben automatisch verzogen werden. Darüber hinaus wurden sie offensichtlich nicht entgratet, so dass viele Bohrlöcher mit Spänen gefüllt sind. Das ist in Kombination mit den viel zu weichen Schrauben tödlich. Die Schrauben werden beim Eindrehen bereits so verzogen, dass man sich die Frage stellen muss, wie sie auf eine echte Belastung (=reitendes Kind) reagieren würden. Darüber hinaus gestaltet sich das Anziehen enorm schwierig, da der Schraubendreher aufgrund des weichen Metalls der Schrauben permanent abrutscht und sie beschädigt.
– Zu allem Überfluss wurden die Bohrlöcher bei einer der beiden Kufe direkt in die Verleimung gebohrt. Beim Eindrehen der Schrauben riss die Leimverbindung auseinander. Ob dies jetzt Folge einer grundsätzlich schlechten Leimverbindung war, die von der (durch die ungenauen Bohrlöcher verzogenen) Schraube über die Maßen beansprucht wurde, kann ich nur mutmaßen. Tatsache ist, dass dieses Schaukelpferd spätestens an diesem Punkt absolut unbenutzbar wurde.

Insbesondere die Vielzahl der Mängel an diesem einen (!) Produkt schockiert mich. Es handelt sich ja offenkundig nicht um ein einzelnes (möglicherweise einmaliges) Problem in einem Fertigungsschritt sondern scheint sich über weite Teile des Produktionsablaufs hinzuziehen.

Ich selbst habe einige Jahre in der Qualitätssicherung gearbeitet und es ist mir absolut schleierhaft, wie ein mit derartigen Mängeln behaftetes Produkt ihre Werkshallen auch nur einen Meter verlassen geschweige denn in einen Karton verpackt an Kunden geliefert werden konnte. Ja, es zwingt sich beinahe die Frage auf, ob da überhaupt eine QS durchgeführt wurde.

Mit freundlichen Grüßen,
Knoetchen

Nun denn. Wir haben jetzt übrigens einen 1A-Schaukelelch von Ikea. Nicht unbedingt hübsch aber zumindest solide verarbeitet (Ich war schon wieder am Samstag bei dem Laden – ich muss komplett verrückt sein!)

Achja, das Gerede von wegen, ich hätte in der Qualitätssicherung gearbeitet, war natürlich übertrieben, ich weiß ^^