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Korinthenkackerei, die #1

Heute habe ich Zeitungsüberschriften gelesen. Da Kaufen der Boulevardpresse lohnt ja nicht.

Also, die Hamburger Morgenpost schrieb heute auf ihrer Titelseite (unter anderem):
„A1 für Schwan gesperrt!“

Ich weiß nicht, wie es anderen dabei geht, aber meinem Sprachempfinden zieht es dabei die Latschen aus.
Haben wir die Autobahn denn vorsorglich abgesperrt, damit der Schwan anschließend entspannt einen Spaziergang auf dem Seitenstreifen machen konnte? Ich denke nicht. Vielmehr war es wohl so, dass der Schwan auf dem Seitenstreifen gesessen hat und deshalb die Autobahn gesperrt wurde. Damit man das Tier möglichst in weitgehend intaktem Zustand (will heißen lebendig) entfernen konnte.
Die Autobahn wurde also nicht für den Schwan gesperrt, sondern wegen des Schwans.

Oder hat schon einmal jemand an einem Geschäft ein Schild gesehen mit dem Text „Für Krankheit geschlossen“?

Jedenfalls bin ich überzeugt, dass dieser winzige aber doch entscheidende Unterschied in der zeitlichen Abfolge der Ereignisse dem durchschnittlichen Journalisten bekannt und bewusst sein sollte.

Umso armseliger, wenn man so etwas auf Seite 1 bringt.

Aber ist ja nur Boulevard.

Och nööö!

Boah, SpOn, Spiegel, Bild.. ihr „Qualitätsjournalisten“ allerorten.Ihr nervt mich mit eurem Skandalgenudel.

Ja, Kollege Wulff hat da diesen seltsamen (für mich, hohe Privatkredite lassen mich frösteln..) Kredit von Herrn oder Frau Geerkens bekommen. Möglicherweise sollten sich die zuständigen Stellen damit befassen und die Frage stellen, ob hier eine Vorteilsnahme im Amt vorliegt.. oder nicht. Auf jeden Fall ist es nicht meine Aufgabe noch die von sensationsgeilen Journalisten, die – Qualität hin oder her – letztlich nicht zu urteilen haben.

Ihr nervt mit eurem Getue, mit dieser furchtbar schlecht getarnten Kampagne gegen den Bundespräsidenten (der mir persönlich reichlich egal ist), die Regierung (die ich nicht gewählt habe) , die deutsche parlamentarische Demokratie (hinter der ich stehe). Dass sich die Journallie in dieser Kampagne als Verteidiger des Rechtstaat darstellt und versucht, auf diesem Wege eine Art ‚Basisdemokratie der ideologisierten Masse‘ einzuführen, ist zum Hineinschlagen.

Fakt ist, ihr habt da einfach nichts zu melden. Ihr könnt eine Drohkulisse aufbauen, die aber den Mehrwert eines potemkinschen Dorfes hat. Niemand kann den Bundespräsidenten zum Rücktritt nötigen oder gar zwingen. Im Zweifel nichtmal sein Gewissen. Das, was ihr zu schaffen versucht, hat mit Demokratie nichts mehr zu tun, es ist pure Demagogie.

Denkt mal drüber nach.

Danke.

Achja, noch ein Wort zum ..äh.. Mittwoch:

Dreimal links ist einmal rechts.. Jetzt sind wir schon wieder zweimal nach links gegangen.

 

Er spricht wieder.

Heute hochpolitisch – oder auch nicht.

Schon mitbekommen?
Gutti, der Gute, ist wieder da.

Auftritt als Redner in Kanada.
Freispruch im Plagiatsdingens.
ZEIT-Interview.
Buch.

Perfektes Timing. Wie (fast) immer.

Als Abonnent der ZEIT habe ich den Vorabdruck des Interview-Buches gelesen, von dem allerorten die Rede ist (zumindest bei SpOn 😉 ). Der ungeheuerliche Fehler und seine Erklärung, die Bewertung der aktuellen Politik, die fehlende politische Mitte.

Insgesamt ist es, wie es bei Guttenberg eben immer ist. Er scheint im ersten Moment sehr aufrichtig und offen, es ist alles perfekt. Aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass man nur geschickt abgelenkt wird vom eigentlich Wichtigen, vom substantiellen. Ich habe diesen Mann seinerzeit als Blender bezeichnet. Es gibt Dinge, die ändern sich nicht.

Dennoch hat er ein gutes Wort gesprochen, im Interview. Es ging um die öfter mal umschwenkenden Entscheidungen der Regierung in den zentralen Fragen um Wehrpflicht, Atomenergie, Mindestlohn, Frauenquote und Co. und dass diese Entscheidungen für die konservativen Bürger sehr unverständlich seien.
Darauf meinte er:

„Ich glaube, dass man einige – nicht alle – dieser Schritte gut begründen könnte. Wenn man sie denn begründen wollte. Kommunikation ist eine fortwährende Aufgabe, die nicht auf den Zeitraum der Entscheidung beschränkt werden kann.“

(Zeit vom 24.11.2011; Seite 19 😉 )

Wo er Recht hat, hat er Recht.

Es fragt sich lediglich, wann denn eine der Regierungsentscheidungen im „Zeitraum der Entscheidung“, wenn schon nicht gut, dann wenigstens hinreichend, begründet wurde. Ich hab es zumindest bislang immer verpasst.

Widerlich.

Gaddafi ist tot. Erschossen vom aufgebrachten Mob, in einer Stadt in Afrika. Man kann vieles über diesen Mann sagen, dass er ein Tyrann war, ein selbstsüchtiger Exzentriker, vielleicht ein Irrer, einer, der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen hat, einer, der seine Widersacher auf brutale Weise zum Schweigen brachte, von mir aus ein Mörder. Dennoch ist es unmenschlich, einen alten, unbewaffneten Mann einfach zu töten. Auch, wenn in weiten Teilen Lybiens Bürgerkrieg herrscht. Lynchjustiz ist immer unmenschlich.

Es gibt ja Videos um den Tod von Gaddafi, die deutlich zeigen, wie würdelos das Ganze von statten ging. Ich habe kurz in diese Videos reingesehen, sie sind wirklich sehr verstörend. Wobei ich die ganze Hinrichtungsszene gar nicht angeschaut habe sondern nur etwa eine Minute vorher, wo sie ihn – lebend – herumzerrten und beschimpften (nehme ich an). Hat mir gerreicht, ehrlich. Menschen können in ihrem Hass so erbärmlich sein.

Die Reaktionen der Politiker in aller Welt stimmt mich dabei besorgt. Hillarys „Wow“ ist da noch das geringste. Für Todesurteil und die unwürdige Hinrichtung (irgendwie doppelt gemoppelt, welche Hinrichtung ist schon „würdig“..) von Saddam Hussein wurden große Worte gesprochen, die Widerwillen gegen die Todesstrafe aber vor allem die Achtung vor der irakischen Justiz ausdrückten.
Nun ist Lybien nicht der Irak. Dennoch erfüllt es mich mit Entsetzen, dass Regierungen als erstes den Tod des Mannes begrüßen. Wie kann man begrüßen, dass ein wütender Mob einen Menschen einfach umbringt? Sollte man nicht auch ausdrücken, das man Lynchjustiz grundsätzlich ablehnt? Zum Glück sind heute, im Laufe des Tages offenbar einige Politiker noch zur Vernunft gekommen.. vielleicht haben sie ja die Videos gesehen.

Die Reaktion unser deutschen Medien hingegen stimmt mich nicht mehr besorgt, sie ekelt mich nur noch an.
An der Kasse unseres örtlichen Lidl stand ich, gezwungenermaßen, neben den Stapeln von BILD und Hamburger Morgenpost. Die drucken doch tatsächlich ein Bild aus den Videos vom offenbar „frisch“ erschossenen Gaddafi halbseitig auf dem Titel?! Da bekomm ich das Würgen. Es gibt Dinge, die ich nicht sehen muss. Und kleine Kinder erst recht nicht. Es ist auch kein „historisches Bild“ wie die BLÖD titelt. Bilder von Ermordeten sind nicht historisch sondern bestenfalls überflüssig. In diesem Fall ist die aus dem Abdruck des Bildes entstehende Glorifizierung der Lynchjustiz einfach nur widerlich.

Dickicht

Ich komme nicht mehr mit. Ich bin überfordert. Ächt jetzt.
Nachrichten. Breaking News. Hetzen von einer Headline zur nächsten.
Es wird immer unerträglicher.

Brandsätze in Berlin.
Kranke Griechen.
Die CSU wählt ihre Chefs.
Bankenrettung.
Apple-Bashing.
Vorvorwahlen in den USA.
Bankenrettung.
Die Piratenpartei kabbelt sich.
EFSF.
Pleitegriechen.
Nachruf: IGod, ein Genie geht.
Die Schni-Schna-Schnappi verlorene Kindheit.
Pofalla pöbelt.
Aufruhr in Ägypten.
Goldpreise im Höhenflug.
Bundestrojaner.
Euro-Skeptiker allerorten.
Bei der „Super-Nanny“ hat eine Frau ihr Kind geschlagen.
Merkel und Sarkozy daten, diesmal mit „Deadline“.
Sahra Wagenknecht hält eine Rede.
Das baldige Ende von Schwarz-Gelb wird (mal wieder) vorhergesagt.
Lafontaine taucht aus der Versenkung auf.

Das nur mal als Beispiel für Überschriften, die mir in den letzten Tagen untergekommen sind. Dazu gab es jedesmal feine Texte mit dem Mehrwert einer zerbrochenen Bierflasche. Keine Tiefe, keine Analyse. Nichtmal eine fundierte Meinung. Texte die polemisch, tendenziös, teilweise offenkundig ohne jedes Hintergrundwissen geschrieben wurden. Stammtischgesülz.

Schema F dominiert: Mob, empöre dich! Drücke bei facebook den „Gefällt mir“-Button und werde Fan von xyz… Am besten, du gehst auch zu Tessas nächster Geburtstagsparty. Und da kannst du dann, während du beoffen von billigem Bier randalierst durch die Straßen des Ortes ziehst mit deinen Freunden über die Öko-Strom-Umlage Parolen austauschen diskutieren. Oder lass deinen Feierabend-/Vorfeierabend-Frust direkt in unserem Forum ab. Hier noch eine Klickstrecke mit Bildern von irgendwas Buntem. Zu schnell fliegende Neutrinos in der Polizeikontrolle oder so.

ES NERVT!

Ich wünsche mir, dass endlich mal wieder etwas Tiefgang in die Presselandschaft kommt. Ich möchte fundierte Informationen, sachlich aufbereitet ohne irgendeine politische Färbung. Ich will nicht länger zugebombt werden mit Meldungen. Ich will Journalismus, nicht Boulevard!

Und weil mir das alles gerade richtig gegen den Strich geht, deswegen gehe ich jetzt ein gutes Buch lesen.

CU

Schalten Sie mal wieder ab… #1

…sagt der Kreymeyer von Fernsehkritik.tv am Ende jeder Folge.
„..abschalten.“ sagte Peter Lustig, zum Ende jeder Sendung von Löwenzahn.

Seit Annika bei uns ist, haben wir weitestgehend abgeschaltet.

Man macht sich als Eltern ja doch eine gewisse Vorstellung von den Grundzügen der Erziehung, die man seinem Kind gern mit auf den Weg geben möchte. Für mich war immer klar: Die ersten drei Jahre kein TV! Und danach, mal schauen..

Ich ahnte nicht, wie ich mich irrte. Aber ich war ja auch so naiv zu glauben, dass die meisten Menschen heutzutage ähnliche Ansichten bzgl TV-Konsum haben. Dumm von mir.

Dann kam das letzte Wochenende.
Wir waren eingeladen zu einem kleinen Grillabend. Der Gastgeber hat ebenfalls ein kleines Kind, Ben, knapp 2 Jahre alt. Im Zuge Führung durchs Haus kamen wir auch zum Elternschlafzimmer, wo uns voll Begeisterung ein High-End-Flatscreen-TV präsentiert wurde. Ich machte den Fehler zu bemerken, dass es ein tolles Gerät sei, mir aber im Leben kein Fernseher ins Schlafzimmer käme. Ein mitleidvoller Blick zum Schatz, dann das Totschlagargument:
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