Meine neue Kollegin Maria stellt sich als mein neuer Geschichtenhort heraus. Leider im eher unangenehmen Spektrum. Kommt halt vor.
Gut, heute die neuste Schote.
Kleine Erklärung vorab:
In der Frachtschifffahrt gibt es mehrere Ebenen.
Da ist zum einen der Eigner der Schiffe. Dabei handelt es sich in der Regel um geschlossene Fonds mit mehreren Hundert Anteilseignern, denn der Bau eines Frachters kann schonmal locker in die 10 bis 20 Millionen gehen.
Der Reeder kümmert sich um den technischen und personellen Zustand der Schiffe. Der Reeder kann Eigner oder zumindest Anteilseigner des Schiffes sein, dies ist jedoch nicht zwingend nötig.
Der Charterer wiederum ist derjenige, der das Schiff zeitweilig gechartert, will heißen gemietet, hat und versucht, den freien Frachtraum möglichst teuer an Spediteure zu verkaufen. Ist genug Frachtraum vermietet, bekommt das Schiff einen „Call“ – d.h. es wird zum Hafen gerufen, wo die ganze Fracht eingeladen wird und fährt dann zum Zielhafen. Obendrein gibt es noch die Linienreederei, bei der eine gewisse Anzahl von Schiffen eine bekannte Anzahl an Häfen regelmäßig zu fixen Zeiten ansteuert und mitnimmt, was halt da ist. Ist wenig da, geht wenig mit, ist viel da, kommt viel mit. Neulich brachte jemand den Vergleich mit einer Buslinie, ich finde, das passt gut.
Die Verteilung des Frachtraums an die Speditionen übernehmen freundlicherweise diverse Agenturen überall in der Welt. Dazu kann euch der Daniel mehr erzählen, wenn ihr ihn liep fragt und er überhaupt Lust hat, das zu tun.
Wir kommen statt dessen zurück zur Charter:
Bei einer sogenannten Bareboat-Charter wird das nackte Schiff vermietet und der Charterer muss sehen wo er bleibt. Oftmals wird jedoch der Vertragsreeder im Chartervertrag festgeschrieben, damit der Charterer den Pott nicht zu Altmetall macht, weil er ihn einem Idioten überlässt ;-). Bei der Time-Charter hingegen mietet der Charterer das Schiff samt Crew und technischem Management für den festgelegten Zeitraum.
TM – oder technische Manager – sind in unserer Firma Schiffe, die von uns initiiert, als Fond aufgelegt und gebaut wurden und als Bareboatgesellschaft verchartert werden.
Die Eignergesellschaften dieser Schiffe sitzen hübsch verteilt über den Globus – in Hamburg (also direkt bei uns im Haus), in Singapur, auf Zypern, auf der Isle-of-Man. Die Verteilung erfolgt auf Basis von Gesichtspunkten, die sich mir nicht vollständig erschließen. Zur Überraschung aller, die bis hierhin mitgekommen sind, wurde meine Firma als Vertragsreeder festgelegt, womit meine Aufgabe als Buchhalter – zumindest bei einigen dieser Schiffe – darin besteht, den Rechnungskuddelmuddel zu erledigen und dem Eigner am Ende eine hübsche Aufstellung der entstandenen Kosten zu geben. Natürlich nicht allein, da mischt dann auch noch mein Lieblingscontroller mit. Der hat den Kram nämlich geplant und die Erfahrung lehrt: Egal, was passiert und auch wenn es praktisch unmöglich ist, der Plan hat Recht.
So, genug Schifffahrt für einen Abend. War noch was? Ahja, der Dialog des Tages.
Sie: „Du sag mal, wo sind denn die Unterlagen der Vorquartale von den TMs?“
Ich: „Äh.. aso meine sind weg!“
Sie: „*fragezeichenblick* Wie weg? Die können doch nicht weg sein? Das geht doch nicht!“
Ich: „Also die sind nicht wirklich weg. Die sind auf der Isle-of-Man. Also meine. Die werden ja an den Owner geschickt.“
Sie: „*zickenalarmdeluxe-sound* Das interessiert mich aber nicht! Ich will wissen, wie das bei meinen Schiffen ist!“
Ich: „Ähh… ich, glaub, es hakt aus?! auch beim Owner. Das ist normal für TMs..“
Sie: „Woher soll ich das denn wissen? Ich habe noch nie vorher etwas mit TMs zu tun gehabt?!“
Ich: „Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?! Ja, ich auch nicht?! Frag doch einfach mal denjenigen, der deine Übergabe gemacht hat.“
Sie: „*hmpf*“
Ich: „LMAA – und frag mich besser nie wieder was! Ziege.…“
Ich habe den unbestimmten Verdacht, dass das wirklich nichts mehr wird mit uns beiden. Nicht in dem Ton und wenn das noch einmal passiert, dass sie mich aus dem Nicht so dermaßen anschnauzt, definitiv auch nicht in diesem Leben. Aber vielleicht denkt sie ja das gleiche und fragt mich wirklich nichts mehr. Schweigend ist sie ganz aushaltbar (wobei mich immer noch die ständigen Raucherpausen nerven, weil sie dazu immer an mir vorbei muss und mich auf die Art aus der Konzentration reißt.. aber sei’s drum.)
Ich finde das spannend – zumindest den ersten Teil 😉