Archiv | 7. September 2012

Stadtrad – Start mit Hindernissen

Seit ich wieder arbeite, bin ich ja neben meiner HVV-Mitgliedschaft auch noch Nutzer des hamburgischen StadtRad-Netzes. Zumindest versuche ich es.

Ich habe in dieser ersten Woche unglaubliche vier Ausleihversuche unternommen.
Der erste am Mittwoch.

Ich war spät dran, da der Bus einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hat (führe er noch langsamer, dann würde er rückwärts fahren.. *grummel*). Also, schnell in Altona geschaut, ob noch ein Rad da ist. Glück gehabt, genau eins (!) war angeschlossen. Also, EC-KArte rausgefummelt, am Terminal angemeldet, Rad ausgewählt…
„FEHLER! Bitte versuchen sie es später noch mal“
Verdammt! Ich habe keine Zet für Spielchen! Nochmal von vorn.
„Dieses Rad können Sie nicht ausleihen“
Hö? Wieso nicht? Steht doch da?!
Beim dritten Versuch war dann die Station offiziel „leer“. Wenn man von besagtem Fahrrad absieht, das dort immer noch einsam und wartend stand.
Ja gut, ich guck halt mal, vielleicht hat es ja doch geklappt.
Display angetippt..
„Viel Spaß mit ihrem Fahrrad“
Öh.. ja.. wie jetzt?! Ich dachte FEHLER?! Ok, keine Fragen, rauf aufs Stahlross und los.
Die ganze Aktion hat etwa 10 Minuten gedauert.

In Windeseile den Elbberg runter nach Övelgönne, Fahrrad wieder anschließen, zügig zur Firma laufen. Ich hätte natürlich in Altona auch auf den Bus warten können, der kam nämlich zeitgleich auch an. Nunjaaa. Egal.

Der zweite Ausleihversuch am Donnerstag.

Diesmal wollte ich die Verleihstation an den Landungsbrücken nutzen, um nach Hause zu fahren.
Ich kam an und wartete, dass der Terminal frei wird. Eine Frau stand dort und war dabei sich einen Zugang anzulegen. Sie war schon beim Namen angekommen und es dauerte gefühlte Stunden (Touchscreens, eine Geißel unserer Zeit!). Nach etwa 8 Minuten und zwei Ubahnen gab ich auf und sprintete die Treppen rauf, um noch wenigstens die dritte Bahn noch mit Hängen und Würgen zu erreichen.

Heute dann die Krönung.

Den dritten Ausleihversuch starte ich in Övelgönne. Aus einem pragmatischen Grund: mein HVV-Großkundenticket ist noch nicht da und ich habe kein Geld für den Bus. Als ich beginne, fährt gerade die Fähre Richtung Landungsbrücken ab.
Es wiederholt sich im Prinzip das Spiel vom Mittwoch, mit der Einschränkung, dass mir die Software mehrfach erklärt: „Ausleihe erfolgreich“ – nur dass das gewählte Fahrrad es einfach anders sieht und sich nicht entriegeln lässt. Nach 10 Minuten der Erfolg! Fahrrad endlich entliehen, und los! Nach fünfzig Metern die Ernüchterung: Das Ding ist defekt. Der Sattel wackelt ganz furchtbar hin und her und lässt sich nicht fixieren. Blöd! Also zurück, Fahrrad wieder anschließen.
Weil ich nett bin, versuche ich kurzerhand, den Defekt zu melden. Leider lässt mich die software dies in den nächsten 5 Minuten einfach nicht tun. Dann eben nicht. Seht doch zu, wo ihr mit eurem Mist bleibt! Frustriert eile ich zum Ponton, da ich schon die nächste Fähre heranfahren sehe. Ich fahre zwar jetzt mutwillig schwarz aber ich habe echt keine Nerven mehr, mich noch einmal mit dieser Anlage auseinanderzusetzen. Danke Stadtrad!

An den Landungsbrücken angekommen, der vierte Versuch. Ein Hamburger lässt sich ja nicht durch solch marginale technische Schwierigkeiten von seinen höheren Zielen abhalten.

Die gute Nachricht zuerst: Der Terminal ist frei. Ich suche ein Rad aus, es klappt ohne Probleme. Oh Wunder! Ein anderes Fahrrad steht ohne Sattel da und ich erwäge für den Bruchteil einer Sekunde, den Schaden zu melden, bin aber noch frustriert genug, um es bleiben zu lassen. Der fehlende Sattel wird den zuständigen Helferlein auch ohne mein Zutun auffallen.
Ich fahre also mit meinem Miet-Rad locker-flockig bis zum Hauptbahnhof, wo mich ein spontan einsetzender Regenschauer dann doch von der Weiterfahrt abhält. Immerhin komme ich auf diese Art an einer Bank vorbei, so dass ich für den Rest des Weges ordnungsgemäß ein Ticket löhnen kann. Toll.

Also, Fazit bislang:
Die Terminals sind träge, die Software immer noch(?) fehlerbehaftet. Man braucht unglaublich viel Geduld und Zeit, um sich ein Rad überhaupt auszuleihen.
Die Fahrräder ihrerseits sind technisch weitestgehend ok, allerdings sind sie unglaublich schwer, die kleinste Steigung (und wir haben hier weiß Gott nicht viele Hügel) ist ein reiner Kraftakt, der den Fahrspaß doch drastisch reduziert. Ich habe keinerlei Vertrauen in die Bremsen, sie ziehen wenig, was dann auch bergab ein echtes Problem werden kann. Sein Geld ist es durchaus „wert“, denn der Service hat mich bislang, von den 5 Euro Anmeldegebühr abgesehen, nichts gekostet. Insgesamt ist die Sache ausbaufähig.

Wieder da!

„Mama nicht Tschüss sagen“
„Mama weg“
„Mama wieder da!“

So einfach kann die Welt sein. Für Kleinkinder.
Auf jeden Fall sind das die wichtigsten Sätze der Woche 🙂