Archiv | Oktober 2011

Widerlich.

Gaddafi ist tot. Erschossen vom aufgebrachten Mob, in einer Stadt in Afrika. Man kann vieles über diesen Mann sagen, dass er ein Tyrann war, ein selbstsüchtiger Exzentriker, vielleicht ein Irrer, einer, der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen hat, einer, der seine Widersacher auf brutale Weise zum Schweigen brachte, von mir aus ein Mörder. Dennoch ist es unmenschlich, einen alten, unbewaffneten Mann einfach zu töten. Auch, wenn in weiten Teilen Lybiens Bürgerkrieg herrscht. Lynchjustiz ist immer unmenschlich.

Es gibt ja Videos um den Tod von Gaddafi, die deutlich zeigen, wie würdelos das Ganze von statten ging. Ich habe kurz in diese Videos reingesehen, sie sind wirklich sehr verstörend. Wobei ich die ganze Hinrichtungsszene gar nicht angeschaut habe sondern nur etwa eine Minute vorher, wo sie ihn – lebend – herumzerrten und beschimpften (nehme ich an). Hat mir gerreicht, ehrlich. Menschen können in ihrem Hass so erbärmlich sein.

Die Reaktionen der Politiker in aller Welt stimmt mich dabei besorgt. Hillarys „Wow“ ist da noch das geringste. Für Todesurteil und die unwürdige Hinrichtung (irgendwie doppelt gemoppelt, welche Hinrichtung ist schon „würdig“..) von Saddam Hussein wurden große Worte gesprochen, die Widerwillen gegen die Todesstrafe aber vor allem die Achtung vor der irakischen Justiz ausdrückten.
Nun ist Lybien nicht der Irak. Dennoch erfüllt es mich mit Entsetzen, dass Regierungen als erstes den Tod des Mannes begrüßen. Wie kann man begrüßen, dass ein wütender Mob einen Menschen einfach umbringt? Sollte man nicht auch ausdrücken, das man Lynchjustiz grundsätzlich ablehnt? Zum Glück sind heute, im Laufe des Tages offenbar einige Politiker noch zur Vernunft gekommen.. vielleicht haben sie ja die Videos gesehen.

Die Reaktion unser deutschen Medien hingegen stimmt mich nicht mehr besorgt, sie ekelt mich nur noch an.
An der Kasse unseres örtlichen Lidl stand ich, gezwungenermaßen, neben den Stapeln von BILD und Hamburger Morgenpost. Die drucken doch tatsächlich ein Bild aus den Videos vom offenbar „frisch“ erschossenen Gaddafi halbseitig auf dem Titel?! Da bekomm ich das Würgen. Es gibt Dinge, die ich nicht sehen muss. Und kleine Kinder erst recht nicht. Es ist auch kein „historisches Bild“ wie die BLÖD titelt. Bilder von Ermordeten sind nicht historisch sondern bestenfalls überflüssig. In diesem Fall ist die aus dem Abdruck des Bildes entstehende Glorifizierung der Lynchjustiz einfach nur widerlich.

Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen.. #2

Das Brot ist fertig.

Also schon länger und genaugenommen ist es schon gegessen und hat auch schon den Weg durch die Kanalisation angetreten (bei der Gelegenheit: In Hamburg leben über 3 Millionen Ratten! Wahnsinn, ne?)

Ich fand es nicht so ultimativ berauschend. Es hatte eine angenehme Krume und war recht saftig. Allerdings war mir das Volumen immer noch ein wenig zu gering. Auch empfand ich den Geschmack als sehr hefelastig, von „sauer“ waren wir weit weg. Und das, obwohl der Teig immerhin knapp 20 Stunden ruhen durfte.
Ja, und dann hab ich zu wenig Salz reingemacht, das möchte ich allerdings nicht dem Rezept vorwerfen.
Lustigerweise hat Annika das Brot geliebt.

Insgesamt denke ich, dass ich einen weiteren Versuch starten werde. Nächste Woche 🙂

Und weil der Ofen schonmal heiß war, hab ich gleich noch einen netten Marmorkuchen für die Woche gebacken. Der war ziemlich lecker *mjammi.*. Kuchen kann ich.

Schalten Sie mal wieder ab… #2

Eigentlich wollte ich ja nun ein Bild einstellen, von unser neuen Schrankwand, aber das dauert nun noch ein wenig.

Statt dessen ein kurzer Ausschnitt aus der Krabbelgruppe, die ich diese Woche erstmals besucht habe.

Mama1: (Bekannte aus einer anderen Babygruppe, auch zum ersten Mal da) „L. will immer mit der Fernbedienung spielen, das nervt.“
Ich: „Hmm, unsere interessiert sich dafür gar nicht. Aber das liegt bestimmt daran, dass wir uns auch nicht um die Dinger kümmern..“
Mama1: „Achso. Na das ist ja toll, dass ihr das so durchhaltet. Ich muss ja zugeben, ich guck manchmal meine Lieblingsserie, auch wenn L. dabei ist. Ich weiß ja, man soll das nicht und ich hab auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen..“
Ich: „Ein schlechtes Gewissen brauchst du da nun auch nicht haben, aber besser wäre es schon, wenn du…“
Mama2: „Also ich verstehe ü-ber-haupt nicht, warum das Fernsehen so schlecht geredet wird! Fernsehen macht doch Spaß. L.-M. sieht auch fern. Die interessiert doch gar nicht, was da kommt. Die sehen doch nichtmal hin!!“
Ich: ?! Den hab ich doch schonmal gehört..“ *dackelblick* *schweig*
Mama2: „Und überhaupt. Bei uns gab es früher auch einen Fernseher und es hat uns sicher nicht geschadet.“
Ich: „Ja. Und unsere Großelterngenerstion ist mit Schlägen groß geworden. Denen hat es auch nicht geschadet, sondern im Gegenteil, sie haben unser Land aus dem Nichts aufgebaut. Also los, lasst uns unsere Kinder schlagen!“ *mundzuklapp* *weiterdackelblick*
Mama3: „Ja, bei uns läuft der Fernseher auch. Nachrichten und so. Schaut er mit.“
Ich:?!?! Nachrichten?! Ein noch nichtmal 1-jähriger? Herr Gott, wo bin ich bloß hingeraten?!“ *neutralerblickundbetretenesschweigen*
Mama3: *begeistert* „Neulich haben wir ihn zum ersten Mal den Sandmann gucken lassen..“
Ich: Nicht mein Thema. Ich .. äh.. muss weg.“ *konstanierterTagtraum*
Mama3: *erzählt Sandmanngeschichte von neulich*
Danach Themenwechsel zum Schlafverhalten der lieben Kleinen.

Erkenntnis: Ich bin ein Alien. Und das nicht erst seit unserer Entscheidung, den Fernseher in den Keller zu schicken.

Aber dieser Ausschnitt im Zusammenspiel mit einigen anderen Aspekten der Gruppe, die ich kennenlernen durfte (z.B. (Über-)Gewichtsleid von BMI<23-Frauen - sehr tragische Sache / Vorurteilsaustausch über Polinnen - die setzen ihre Kinder übrigens NIE auf den Rasen, diese überambitionierten Gluckenmuttis - ungemein erhellend und SO wahr) und den objektiv-nachteiligen Randbedingungen (langer Anreiseweg, überheizter Raum) ließen mich zu der Überzeugung kommen, dass diese Gruppe und ich wohl eher nicht zusammen gehören. Wir sind einfach nicht auf einer Wellenlänge. Joa, Mama1 schrieb mir dann noch eine Email, dass sie froh ist, unsere erste Babygruppe zu haben - es ging ihr also anscheinend ähnlich.

Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen..

Ich hatte es schon vor einiger Zeit bei Sari gelesen und wollte es ausprobieren:

Das Brot für Faule.

Ich backe und koche ja an und für sich sehr gern, allerdings meine Brote… nunja. Teigführung zählt nicht zu meinen großen Stärken. Beim normalen Hefeteig haperts manchmal schon (kA, warum) und Sauerteigführung klappt gleich gar nicht. Die Endprodukte jedes Sauerteigversuches erinnerten bislang immer eher an Ziegel denn an Brot. Aber ich hoffe, dank dieses Rezepts vielleicht den ewigen Kreislauf zu durchbrechen. Mit wenig Arbeitseinsatz. Ein bisschen faul bin ich nämlich auch manchmal..

Mal gucken, was der Teig morgen so macht. Gehen tut er schonmal fleissig. 🙂

Läuft.

Nachdem ich zu Beginn der Woche angesichts eines merkwürdigen Sturzes schon den leisen Verdacht hegte, dass Annika in unbeobachteten Momenten erste Laufversuche startet, durften wir heute die offiziell ersten freien Schritte begutachten. Es waren sechs.

Hochanständig von der Kleinen, dass sie damit bis zum Wochenende gewartet hat. So hatte Papa auch was davon. 😉

Festgetackert.

Es gibt so Momente.. echt mal.

Da bring ich das Kind ins Bett und statt sich wie gewöhnlich wegzudrehen, legt sie den Kopf auf meinen Bauch und schläft so ein. Tjoar. Wie festgetackert. Also ich. Zumindest bis sie sich schlafend von mir runterwindet. Oder bis ich sie runterwinde, je nach Tageslaune.
Aber so niedlich. Hach!

Dickicht

Ich komme nicht mehr mit. Ich bin überfordert. Ächt jetzt.
Nachrichten. Breaking News. Hetzen von einer Headline zur nächsten.
Es wird immer unerträglicher.

Brandsätze in Berlin.
Kranke Griechen.
Die CSU wählt ihre Chefs.
Bankenrettung.
Apple-Bashing.
Vorvorwahlen in den USA.
Bankenrettung.
Die Piratenpartei kabbelt sich.
EFSF.
Pleitegriechen.
Nachruf: IGod, ein Genie geht.
Die Schni-Schna-Schnappi verlorene Kindheit.
Pofalla pöbelt.
Aufruhr in Ägypten.
Goldpreise im Höhenflug.
Bundestrojaner.
Euro-Skeptiker allerorten.
Bei der „Super-Nanny“ hat eine Frau ihr Kind geschlagen.
Merkel und Sarkozy daten, diesmal mit „Deadline“.
Sahra Wagenknecht hält eine Rede.
Das baldige Ende von Schwarz-Gelb wird (mal wieder) vorhergesagt.
Lafontaine taucht aus der Versenkung auf.

Das nur mal als Beispiel für Überschriften, die mir in den letzten Tagen untergekommen sind. Dazu gab es jedesmal feine Texte mit dem Mehrwert einer zerbrochenen Bierflasche. Keine Tiefe, keine Analyse. Nichtmal eine fundierte Meinung. Texte die polemisch, tendenziös, teilweise offenkundig ohne jedes Hintergrundwissen geschrieben wurden. Stammtischgesülz.

Schema F dominiert: Mob, empöre dich! Drücke bei facebook den „Gefällt mir“-Button und werde Fan von xyz… Am besten, du gehst auch zu Tessas nächster Geburtstagsparty. Und da kannst du dann, während du beoffen von billigem Bier randalierst durch die Straßen des Ortes ziehst mit deinen Freunden über die Öko-Strom-Umlage Parolen austauschen diskutieren. Oder lass deinen Feierabend-/Vorfeierabend-Frust direkt in unserem Forum ab. Hier noch eine Klickstrecke mit Bildern von irgendwas Buntem. Zu schnell fliegende Neutrinos in der Polizeikontrolle oder so.

ES NERVT!

Ich wünsche mir, dass endlich mal wieder etwas Tiefgang in die Presselandschaft kommt. Ich möchte fundierte Informationen, sachlich aufbereitet ohne irgendeine politische Färbung. Ich will nicht länger zugebombt werden mit Meldungen. Ich will Journalismus, nicht Boulevard!

Und weil mir das alles gerade richtig gegen den Strich geht, deswegen gehe ich jetzt ein gutes Buch lesen.

CU

Kurz notiert.

Schrieb ich nicht erst diese Woche von der Riesenmatscherei, die wir bei jedem Essen haben?
Passé!
Das Kind ißt feinsäuberlich Fingerfood, klaut den Käse vom Käsebrot, trinkt sogar selbst aus dem Glas. Man fasst es nicht. Brei ist definitiv out. Wobei ich den jetzt nicht so unbedingt vermissen werde.

Außerdem versteht sie jetzt einfache Abläufe, wie z.B. im Spiel einen Ball hin- und herreichen und spielt mit. Sie sucht den Ball, wenn man ihn versteckt und fragt: „Wo ist der Ball, Annika?“ Findet sie ihn, zeigt sie ihn stolz her.

Willen hat sie auch bekommen. Der kleine Dickkopf will zum Beispiel nicht gewickelt werden (d.h. wickeln ist eigentlich nicht das Problem, aber es geht nicht schnell genug. Wir haben doch keine Zeit *lach* ) und bekommt regelrechte Wutanfälle dabei..

Was nicht so alles über Nacht passieren kann.
Ein kleines Babymädchen wird groß.

Hach, was bin ich stolz heute.. 🙂