Archiv | 9. März 2013

Familienbett und so..

Wir sind ja, wie man so schön sagt, Co-Sleeper.
Annika schläft seit sie geboren wurde in unserem Bett. das heißt, abgesehen von einigen wenigen Nächten ganz zu Beginn, in denen wir, geprägt von den allgemeinen Erziehungsratgebern in Form von Büchern und der buckeligen Verwandtschaft, das Kind zum Schlafen ins eigene Bett- respektive die eigene Wiege – gelegt haben. Wir haben das relativ schnell aufgegeben. Das Kind brauchte nämlich – an dieser Stelle dürfen de überzeugten „das Kind braucht ein eigenes Bett“-Anhänger gern weghören – Nähe. Unglaublich viel Nähe. Ehrlich gesagt mehr, als wir zunächst zu geben im Stande waren. Aber man wächst ja an seinen Aufgaben und nach einiger Zeit haben wir uns an die neue Schlafsituation gewöhnt. Es kostet zwar eine Menge Kraft, weil man nicht immer so schlafen kann, wie man eben möchte, aber es gibt einem doch auch unglaublich viel.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist Annika dennoch ein selbstbewusstes und selbstständiges Mädchen geworden was auch nicht permanent an Muddi’s Rockzipfel hängt. Sie ist nach wie vor sehr verkuschelt, das ist schön.

Nichts desto trotz hat sich die Schlafsituation für alle in den letzten Wochen und Monaten weiter verändert. Es wurde eng, in diesem 1,80m breiten Ehebett. Für alle. Annika schläft jetzt, wie das für kleine Kinder gemeinhin üblich ist, unruhiger, sie bewegt sich viel im Traum und turnt mal eben innerhalb von 5 Minuten einmal quer durchs Bett, ohne Rücksicht auf Verluste, geschweige denn auf Mama und Papa. Eine Ihrer liebsten Schlafpositionen ist es, wenn sie bei einem der Erwachsenen im Bett quer über den Brustkorb, besser quer über den Hals hängt. Wer das nicht nachvollziehen kann, den möchte ich bitten, einen 10kg Kartoffelsack/ Mehlsack einfach mal probeweise über den Hals zu hängen und dann zu schlafen. Bitte beachten Sie dabei, dass ein Kind im Alter von zwei Jahren die 10kg-Marke in aller Regel bereits geknackt hat. Das Ganze ist also so unbequem, wie es klingt und sorgt mithin für leichte Unruhezustände in Folge von Atemproblemen. Jetzt aber die Problematik bei der Sache: Nimmt man das Kind herunter und legt es wieder „richtig“ ins Bett, so kann es unter umständen dazu führen, dass das eben noch seelig über der elterlichen Luftröhre schnorchelnde Kind plötzlich erwacht, austickt, kreischt, einen anschreit und vor Wut so stark beißt, dass man im Stillen einen Dank in Richtung Gottes Gnade schickt, weil da eine dicke Bettdecke zwischen den Zähnen des Kindes und dem eigenen Oberarm ist.

Insbesondere das letztgenannte Ereignis, an dass sich das Kind am nächsten Morgen gut erinnerte und als Grund für das Austicken angab, das „Mama im Bett rumgeiert“ sei, gab mir zu denken. Auch angesichts der Feststellung, dass wir uns zwischenzeitlich im Schlaf allesamt stören, was zu Unausgeschlafenheit, Aggression und auch sonst allen negativen Auswirkungen, die man eben so bei Schlafmangel kennt, führt, sahen wir Handlungsbedarf.

Irgendwann in dieser Woche, als ich die Kurze so ins Bett gebracht habe und eben warten musste, dass sie schläft, kam mir eine Idee, wie wir vorgehen könnten.

Und so kam es, dass wir umgebaut haben:
Der zweite Nachttisch wurde abgebaut. Das letzte Teil der alten Schrankwand wurde umfunktioniert zum neuen Nachttisch. Der selbst gebaute Rausfallschutz fürs Familienbett wurde entfernt. Das gesamte Ehebett haben wir um etwa 30cm in Richtung Fenster verschoben. Auf der vergrößerten Freifläche wurde das Kinderbett aufgestellt, einseitig mit hohem Gitter (Rausfallschutz), auf der dem großen Ehebett zugeneigten Seite ist das Bett komplett offen, so dass hier hin und her geklettert werden kann, wie es Madame belieben. Die Matratze des Kinderbettes haben wir auf der zweitniedrigsten Stufe, so dass der Höhenunterschied nicht allzu groß ist.

Es ist nun also so, dass das Kinderbett wie ein großes Babybay neben unserem Bett steht.
Annika hat beim Umbau geholfen und schien auch zunächst sehr zufrieden mit dem Bett. Wir haben es nämlich so verkauft, dass man nur ein eigenes Bett bekommt, wenn man „groß“ ist und dass dass Annika dann auch besser schlafen könne, weil Mama nicht im neuen Bett rumeiern darf.

Wir wissen nicht, wie gut Annika das neue Bett annehmen wird. Fragen kann man kaum jemanden, denn s war (und st eigentlich immer noch) in unserem Kulturkreis ein eher ungewöhnliches Vorgehen, die Kinder so lang nicht im eigenen Bett schlafen zu lassen. Man hört darüber hinaus auch eher die Geschichten, dass Familienbettkinder sich eher schwer tun, wenn sie ins eigene Bett umziehen sollen. Oftmals, weil der Umzug dann auch direkt ins eigene Zimmer führt. Dinge, die also nicht weiterhelfen. Anderseits empfinde ich die Konstellation jetzt eigentlich für alle als beste Möglichkeit. Annika hat ihr eigenes Bett und kann besser schlafen, da sie mehr Platz hat. Die gewohnte Nähe zu den Eltern ist weiterhin gegeben. Wenn sie erhöhten Kuschelbedarf hat, kann sie jederzeit aus ihrem Bett raus und sich direkt bei uns ankuscheln. Ich fühle mich hoffentlich nicht mehr wie eine Ölsardine zwischen Kind und mbH und muss vielleicht demnächst nicht mehr im Gräberle schlafen – wir haben zwar eine große Matratze aber dennoch sind darunter zwei Lattenroste und genau da, wo ich in letzter Zeit schlafen musste, ist die Stelle wo beide zusammenstossen, will sagen, das ist verdammt hart. MbH hat möglicherweise demnächst wieder mehr als 40cm Platz zum Schlafen und muss nicht ständig beim Umdrehen befürchten, aus dem Bett zu stürzen.

Der Mittagsschlaf klappt zumindest schon einmal hervorragend. Ganz allein, ohne Meckern, ohne Jammern, ohne irgendeine Form von Protest. Beeindruckend. Möge es so bleiben. Wie es wirklich läuft, zeigt dann die Zeit.

Als Fazit fürs Familienbett möchte ich für mich festhalten: Diese Nähe zum Kind ist anstrengend (aber ehrlich: Alles ist mit einem Kind anstrengend.) aber auch sehr, sehr schön. Ob es für die kindliche Entwicklung von Vorteil ist oder nicht, darüber mögen sich die Ideologen streiten. Mir ist es gleich. Solange alle Beteiligten subjektiv vom Familienbett profitieren, sollte man es machen. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem die Nachteile die Vorteile auf- bzw. gar überwiegen, dann ist es Zeit, ohne Bedauern nach vorn zu blicken und den nächsten Schritt zu machen.