Unsere Gruppenleiterin hat eine Tochter von etwa 10 Jahren. Vicky (Name geändert) sieht 1 zu 1 aus wie Mutti in klein, ist unglaublich hektisch und, zumindest für mein Empfinden, sehr anstrengend. Wahrscheinlich liegt das am Alter. Vicky jedenfalls war bis letztes Jahr auf einer Montessori-Schule (wer nicht weiß, was das ist, kann sich hier mal einlesen. Sehr interessante Sache..). Dieses Jahr geht sie auf eine „normale“ Schule, da Mutti gemerkt hat, dass das Kind da irgendwie nicht reinpasste und die Lehrer gegeneinander ausspielte. Ihre Erklärung kam dann letzte Woche:
„Ja, beim Montessoriprinzip ist es so, dass die Kinder für ihre Erfolge gelobt werden. Dabei ist es egal, ob es kleine oder große Erfolge sind. Besonders Intelligente Kinder durchschauen das System aber sehr schnell und machen dann weniger, weil sie ja trotzdem gelobt werden. Intelligente Kinder brauchen mehr Leistungsdruck. “
Mag alles richtig sein, allerdings würde ich an dieser Stelle nicht zwingend von Intelligenz sprechen, sondern.. äh.. von Faulheit?
Und wer sich jetzt fragt, was das in einer Krabbelgruppe für 14monatige Kinder zu suchen hat: Ich weiß es auch nicht 😀
„Intelligente Kinder brauchen mehr Leistungsdruck“ … so, so.
Dann ist die „normale“ Schule bestimmt ein naturwissenschaftliches Elite-Gymnasium oder gleich eine Privatschule? Ganz normal versteht sich
Ich wollt es nicht sagen, aber es ist natürlich eine Privatschule. Denn „man muss sich nach unten abgrenzen“
Alles klar…Eigentlich würde man das Faulheit nennen ;-). Aber….wieso erzählt Euch die Kursleiterin von den „Problemen“ mit ihrem 10 Jahre alten Kind? Eigentlich ist Montessori ganz nett. Da es auch Montessori-Kindergärten gibt, ist das Thema vielleicht auch nicht ganz abwegig in einer Krabbelgruppe. Allerdings eher in Form einer Vorstellung des Konzepts und nicht als Diskussion über die Probleme einer Zehnjährigen, die vielleicht eher gerade aufgrund der beginnenden Pubertät schwierig wird 😉
Montessori-Schulen sind doch auch Privatschulen. Und die meisten freien Privatschulen sind viel weniger elitär als man denkt. Und sie sind auch nicht so teuer wie man denkt. Wir zahlen pro Monat 120 Euro und das für eine Ganztagsschule, 3 tägliche Mahlzeiten in Büffet-Form und Nachmittagsaktivitäten für jeden Geschmack vom Fotokurs bis zu diversen Sportkursen. Wir sind nicht in einer Montessori-Schule, sondern einer anderen freien Privatschule.
Die uns zugeordnete Grundschule ging einfach mal gar nicht und wir haben sie nur angemeldet, weil man das von Amts wegen so tun muss (Schulpflicht…) und direkt mit der Anmeldung schon gleich die Ummeldung abgegeben. An der hiesigen Grundschule sah es nicht nur schlimmer aus als jemals zu DDR-Zeiten eine Schule von innen aussah, sondern es gibt noch eine Patenbrigade (wie bitte?!) und vor allem viel Gewalt auf dem Schulhof (für mich DAS Kontra-Argument). Dazu Lehrer, die sich in ihrem Beamten-Status ausruhen und sich kein Stück für ihre Schüler interessieren. Man hat auch als Eltern keine Chance, irgendwas zu ändern…interessiert ja keinen. Nein, das muss ich meinem Kind nicht antun.
Zu der Intelligenz-Bestie…viel schlimmer finde ich ja die Eltern, die behaupten, ihr Kind sei nur deshalb so schwierig (rotzlöfflig, laut, schlecht erzogen usw.), weil das Kind natürlich neben ADHS (muss man einfach haben) auch hochbegabt ist…Natürlich….Der Sohn einer Bekannten von mir kann sich mit 10 Jahren (!) noch nicht im Restaurant ordentlich benehmen. Die waren noch nie essen, weil die Mutter fürchtet, der reisst die Tischdecken herunter…Und das liegt daran, dass er hochbegabt ist…*Vogel_zeig*
Och, ich hab nichts gegen Privatschulen. Mein Kind würde auch auf eine gehen, nicht zuletzt,weil wir die hier direkt 200m fußläufig haben. Preislich liegt die auch so wie eure *glaub* – aber das kann sich in den kommenden Jahren ja noch ändern.
Warum sie uns das erzählt, verstehe ich auch nicht. Vielleicht musste sie es einfach loswerden, weil es sie so sehr bewegt, innerlich..
Hochbegabung ist auch was feines, aber das als Ausrede für schlechtes Benehmen zu nutzen, ist… kreativ. Sehr.
Unsere Privatschule ist leider gar nicht fußläufig…jeden Morgen gurken wir 7 km hin mit dem Auto, nachmittags das Gleiche zurück. Wie gut, dass wir zeitlich beide flexibel sind (in Elternzeit und selbständig) und es auch Fahrgemeinschaften gibt, weil mehrere Eltern aus unserer Kita die hiesige Grundschule nicht wollten.
Das Gute an Privatschule ist halt, dass man als Eltern was bewegen kann. Eine Lehrerin wie Frau F. oder auch Frau Gü. würde sich so manches an einer Privatschule nicht herausnehmen.
Außerdem finde ich gut, dass ich jede Woche detailiert aufgelistet bekomme, was im Unterricht gemacht wurde – mit Anmerkung, was gut läuft und was nicht. Letzteres wird aber immer mit motivierenden Worten verpackt, damit das Kind, das es ja auch lesen kann, nicht demotiviert wird.
Alles in allem sind wir sehr zufrieden. Auch wenn es irgendwie eine Art unrealistischer „Hort der Glückseligkeit“ ist. Wenn ich höre, das anderswo Erstklässler Hardcore-Pornos auf dem Handy der Viertklässler anschauen, denke ich mir, dass solch ein Glückseligkeits-Hort (mit Handyverbot…) besser ist.
Kennst du das noch nicht? Die Ausrede Hochbegabung für schlechtes Benehmen? Ist ein Klassiker im Vorschul-Alter :-). Da fällt mir ein…wir haben einen erwachsenen Bekannten, der wirklich hochbegabt ist. Also richtig getestet und alles…Muss den mal fragen, ob der sich als Kind auch immer daneben benommen hat. Heute ist der ziemlich ruhig…
Bei uns gibt im Grundschulalter keinerlei Privatschulen in der Nähe (denke mal die nächste müsste so 50 km entfernt liegen, das geht einfach mal gar nicht).
Generell hab ich nichts gegen Privatschulen, allerdings auch nicht gegen staatliche Schulen. Unsere ist super, natürlich mit dem Problemen des Schulsystems ausgestattet, aber ansonsten toll. Engagierte Lehrer, engagierte Eltern. Kaum Gewalt aufm Schulhof (nicht das ist wüsste). Dank freier Schulwahl in NRW, kann ich mir die Grundschule aber auch aussuchen und so kann ich auch die zweite oder auch die dritte Grundschule hier im Ort bevorzugen. Wobei es da eigentlich kaum Unterschiede gibt. Alle völlig in Ordnung.
Was gegen Privatschule spricht?
Tja, einmal das Schulgeld, denn 120 Euro extra im Monat ist für mich nicht leistbar bei drei Kindern … und dann die netten Klischees, die sich leider immer wieder bewahrheiten: Kinder auf/von Privatschulen sind in der Regel etwas „Besseres“. Und mein Kind geht auf eine Privatschule, denn die staatlichen taugen ja gar nichts, da gibt es nur Gewalt, Lehrer sind nicht engagiert u. machen nur Dienst nach Vorschrift, zu hoher Ausländeranteil an staatlichen Schulen und mein Kind soll schließlich später etwas werden.
Hochbegabung – tolle Ausrede. Entweder man ist heute hochbegabt oder das Kind hat AD(H)S. Normal? Nein, dass ist ja nicht ertragbar. Und wie soll ich dann meine Erziehungsfehler kaschieren? Aber eigentlich mach ICH ja KEINE Fehler!
Grrrr.
Wohnst du auf dem Land oder in einer Großstadt? Das dürfte bei einigen der typischen „Schulprobleme“ einen großen Unterschied machen.
In Berlin gibt es keine freie Grundschulwahl. Es gibt Eltern, die Zweitwohnsitze bei Freunden im Einzugsbereich beliebter Grundschulen beantragen, um einer anderen Grundschule zugeordnet zu werden…Oder Eltern, die in Bewerbungsgesprächen um die wenigen begehrten Plätze an kirchlichen Schulen oder Integrationsschulen kämpfen.
Auf dem Lande, was tatsächlich so einige Schulprobleme einfach macht. Aber auch auf dem Land gibt es diese durchaus. Bei uns etwas weniger, kommt aber auch auf das Einzugsgebiet. Ich wohne in NRW und da ist freie Schulwahl, auf jeden Fall momentan – ändert sich ja schnell etwas.