Latente Minderwertigkeitskomplexe

Ich habe jetzt wieder Kollegen. Endlich mal ein anderes Thema.

Also, wir sitzen im Büro in „Tischgruppen“ zusammen. Immer vier Leute. In meiner Tischgruppe sitzen neben mir noch meine Kollegin Maria, dann Henna und Alex. Alex und Henna sind die Assis der Abteilung, unterstützen alles und jeden, überwachen die Klassenkasse (großer Tresor, in dem regelmäßig einige Tausend Euro lagern sowie – viel wichtiger – die Schiffszertifikate; wer die hat, dem gehören die Kutter) und sind auch sonst für alles Organisatorische zuständig. Maria hat im Prinzip den gleich Job wie ich. Sie ist Buchhalterin. Und nebenher Muddi eines 2,5jährigen Jungen. Was uns unterscheidet ist, dass sie Vollzeit arbeitet und ich nur 30 Stunden.

Maria ist ein bißchen merkwürdig. Ich kann es nicht begründen kann, denn sie ist – an und für sich – freundlich, aufgeschlossen, wissbegierig. Also nett. Aber sie hat etwas an sich, das ist komisch. Ich kann mit ihr überhaupt nichts anfangen. Vielleicht legt sich das noch, wir sind ja beide „neu“, man muss sich ja immer erst einmal einarbeiten. Ma nweiß es nicht.
Auf jeden Fall ist es so, dass Maria anscheinend latent einige mittelgroße Minderwertigkeitskomlexe mit sich herumträgt. Zwei davon habe ich bereits gefunden.

Gestern so, wir kamen aus unerfindlichen Gründen aufs Thema Schulabschluss und Ausbildung und so (Henna muss so 22 sein und Maria würde ich optisch auf Ende 20 schätzen, nach dem was sie so erzählt ist sie aber wahrscheinlich erst Mitte 20 – Rauchen macht alt.)

Henna: „Ja ich bin ja dann direkt nach dem Abitur zum Steuerberater gegangen, jetzt bin ich Steuerfachangestellter und das hier ist mein erster Job nach der Ausbildung.“
Maria: “ Ach, du hast Abitur?“
Henna: „Ja, klar.“
Ich: „Die meisten Steuerfachangestellten haben doch Abi, ich ja auch.“
Maria: „Oah, ich hab nur Realschule gemacht. Das hat für mich so gut gepasst. Da konnte ich früh Kinder bekommen. Jetzt bin ich ja voll dumm für euch.“
Ich: „?!?!“
Henna: „Ach Quatsch.“
Ich (nachdem ich meine Gesichtszüge wieder eingesammelt habe) „Das ist doch egal. Für mein Abi kann ich mir hier doch auch nichts kaufen..“
Henna: „Genau.“
Maria: „…“

Mal abgesehen davon, dass der Schulabschluss bei unserer Arbeit nun nicht wirklich was aussagt, man kann sich natürlich auch selbst in die „Ich bin dumm“-Ecke stellen, wenn man es dort schön findet. Die gute Nachricht für mich war ja, dass Henna genauso blöd geguckt hat, wie ich 😉

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Heute dann der vorläufige Höhepunkt. Ich bin nämlich bei Maria sowas von ins Fettnäpfchen getreten..

Es ging um ihren Sohn.

Maria: „(…) er spricht ja erst Zwei-Wort-Sätze.“
Ich:Hmm, hab ich das richtig verstanden? Zwei-Wort-Sätze? Mit Zweieinhalb? Wow.“
Maria: „Ja.“
Ich: „Naja, ist ja nicht schlimm,…“
Maria: *zickenterrorstimmeraushol* „Ja, natürlich ist es nicht schlimm! Und wenn er erst mit drei Jahren erst sprechen lernt wäre es auch nicht schlimm!“
Ich:Ähh.. was willst du von mir, Frau?! Entschuldigung! Ich hab es doch nicht so gemeint. Ich habe überhaupt nichts gemeint, ich habe einfach nur bemerkt, dass mir das eher spät erscheint. Und überhaupt hast du doch von dem Thema angefangen?!
Maria: „…!“
Ich: „…!“

Ich mein, mal im Ernst. Vielleicht bin ich verwöhnt, was das Sprechen angeht (Die Kleine erklärte gestern Abend beim Malen: „Annika malt eine Wolke.“ Und kurz darauf beim nächsten Bild: „Annika malt eine Sonne.“). Okee. Von mir aus. Aber ehrlich, es ist für meine Begriffe eher ungewöhnlich, dass ein 2,5jähriger nur Zwei-Wort-Sätze spricht. Es ist aber kein Beinbruch, zumindest für mich nicht. Wenn sie ein Problem damit hat, dass ihr Kind ein Late-Talker ist, dann sollte sie vielleicht einfach nicht mit dem Thema anfangen.

3 Gedanken zu „Latente Minderwertigkeitskomplexe

  1. Wenn Maria Mitte/Ende 20 ist und einen 2,5 Jahre alten Sohn hat, hat sie doch dann gar nicht sooo früh Kinder bekommen? Oder hat sie noch mehr Kinder?

    • Hmm. Stimmt. Vielleicht ist sie ja auch noch jünger, ich hab keine Ahnung (dann allerdings sieht sie wirklich ziemlich alt aus.) Zumindest ist der Junge ihr einziges Kind.

  2. wie beruhigend zu sehen dass mein sohn nicht der einzigste mundfaule war der gern den mund in der schublade vergessen hat.. .. aber nu ist er erwachsen und kann auch gut blubbern.. lach .. hatte es eh nicht leicht mit der mutter.. dachte sich wohl die plappert eh für mich mit.. was soll ich da noch sagen.. kicher

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